Praktikant im Katastrophen-Zentrum

27 November 2006

Canon-Kanone

Die Canon-Kanone dient des Transports von Canon-Druckern
(IR3100) durch die Luft. Masse und Aerodynamik des Flug-
objekts wird in der Skizze vernachlässigt, ebenso: Kosten,
Maßstabstreue, Realitätsnähe, eventuelle Anzeigen und Be-
schwerden, ob Autos, Enten oder Passanten im Weg sind.

Grund für die Planung einer solchen Apparatur ist die Annahme,
daß Canon-Drucker der obengenannten Serie schlicht und einfach
nichts taugen oder nicht tauchen.

Letzteres möchte ich mit dem unten beschriebenen Vorgang
widerlegen. Die Ergebnisse werden innerhalb der nächsten
Wochen hier veröffentlicht.


13 November 2006

Rohrbruch

Es war einer dieser Tage, an denen man gerne im Schein der
Sonne baden möchte. Alles strahlte Freude und Glückseligkeit
aus, jeder war freundlicher als sonst, Friede Freude Eierlikör.
Kein Telefon klingelte, die Administratoren lagen friedlich
schlummernd auf ihren Schreibtischen, Kopf voraus in den
Armen vergraben. Sehr verdächtig, fast schon unheimlich,
denn was wäre ein Tag ohne Katastophe im Katastrophen-
Zentrum? Unwürdig um des Names willen. Ich öffnete in
Lotus Notes den Kalender und sah dass Murphy Urlaub hatte.

Ein Jemand rummste gegen die Tür und versuchte diese zu öffnen,
was aber anscheinend nicht auf Anhieb gelang, da offensichtlich
der Meister des Hauses das Schloß noch nicht repariert hatte
(bisschen Fett in die Falle is ne Sache von einer Minute, also bitte)
Der Jemand stürmte das Administratorenbüro und weckte
lauthals die noch immer schlummernden Admins mit einem
schrillen Schrei: "WHAAAAA, ROOHRRBRUUCH!!"
Nachdem ich meine vom Schalldruck zerzauste Frisur zurecht-
gekämmt hatte fragte ich: "Wo brennts denn?" "NIX BRENNT,
IN UNSEREM BÜRO IS ROHRBRUCH!"
Einen Gehörsturz und eine halbe Ohnmacht später fand ich mich
in embryonaler Stellung auf dem Boden liegend vor, schweiß-
getränkt und zitternd. Ein persönlicher Rohrbruch sozusagen,
hervorgerufen durch extremen Lärm. (Es brauchte Wochen
bis ich mich wieder daran erinnern konnte.)

Ich erwachte aus meiner bewegten Starre und richtete mich
mit Hilfe des Schreibtisches auf. Beide Administratorheiten
waren weg. Ich wankte aus dem Büro auf den frisch gesaugten
Gang und folgte dem plätschernden Klang einer Katastrophe.
Der Unfallort war bereits durch den Hausmeister weiträumig
abgesperrt worden, wer will schon nasse Füße bekommen,
immerhin stand das Wasser zwei Zentimeter hoch - im Flur.
Wild umher fuchtelnde User standen ringsum und jammerten
kläglich. Die Admins hatten alles was noch zu retten war aus
der Gefahrenzone geborgen. Die Geduschten faselten schockiert
über den soeben erlebten Vorgang und wie unangenehm riechend
das Kreislaufwasser sei. Ich machte kehrt und ging lockeren Fußes
"Surfin' U.S.A." pfeifend ins Büro zurück und rief den Hardware-
Lieferanten an.

"Rohrbruch in Bauteil 2.1, drei PC's samt TFT, Maus, Tastatur
und zwei Druckern sind im 60 Grad warmen Vorlaufwasser
des Heizungskreislaufs ertrunken. Brauche dringend Ersatz."
Schallendes Gelächter am anderen Ende der Leitung. *blubb*

08 November 2006

Erhängte Rechner und explodierende Netzwerkkarten

Telefon #1 klingelte. "EDV." "Rödelheimer hier, ich kann mich nicht am Novell anmelden." "Hammse ne Fehlermeldung erhalten?"
"Nee, der hängt einfach und es blinkt auch nix." "Was sollte denn blinken." "Na, das N." "Achso, ich komm gleich mal rüber." *klick*
Das N blinkte nicht und auch sonst rührte sich nichts. "Hmm, machn se mal nen AEG." "AEG?" "Auschalten, Einschalten, Geht wieder." Er schaltete seinen 866er Rechner aus und wieder an, Windows(R) bootete und die Novell-Anmeldemaske erschien. Während der Rödelheimer noch sein Passwort eintippte setzte
sich der Rechner von selbst zurück und startete neu.
"Was is jetz?" fragte Rödelheimer. "Keine Ahnung." gab ich verwundert zurück. Ausschalten, Einschalten, Garnix geht mehr. F8, letzte als funktionierend bekannte Konfiguration laden.
Alles in Butter - vorerst.

Auf dem Gang kam mir schon das nächste Problem entgegen.
"Hallo Herr Popp, hammse kurz Zeit?" "Klar, immer." Ich musste aufs Klo. "In letzter Zeit bleibt mein Rechner immer hängen und wenn ich dann neustarte kann ich mich zwar anmelden, aber es kommt immer häufiger vor, daß der PC einfach aus geht." Ich musste noch dringender aufs Klo denn mir wurde schlecht. "Schaumer mal nach." F8, letzte als funktionierend bekannte Konfiguration laden. Geht wieder. Langsam machte ich mir Gedanken was das sein könnte. Ein Virus? Ein Treiberproblem? Windows-Update?

Wieder zurück im Büro klingelten, wie sollte es auch anders sein, alle drei Telefone gleichzeitig und keiner der Admins war zugegen. Ene mene muh ... #2. "EDV." "Hammel, Guten Morgen." Es war 13:41 Uhr. "Morgen." "Mein Rechner spinnt." "Womit spinnt er denn? Wolle oder Garn?" "Wie bitte?" "Passt schon, was meinen Sie mit 'spinnt'?" "Er macht so lustige Flecken auf dem Monitor und irgendwas fritzelt so komisch." "Ich bin gleich da." Drei spinnende Rechner innerhalb einer halben Stunde und alle auf dem selben Gang, das war sehr verdächtig, fast schon unheimlich ...
Ich beäugte den PC von allen Seiten und musste feststellen, daß neuerdings die Netzwerkkarten anscheinend mit Beleuchtung ausgestatten sind. Das Innere des PCs erstrahlte in bläulichem Licht. Ein déjà-vu klopfte an mein Hirn. Ich erkannte diese Sit-
uation als einen Traum, den ich neulich hatte: Ich war gefangen
in bläulichem Licht, Strom lähmte meine Gliedmaßen.

Total erschrocken über diese Erkenntnis riß ich das Stromkabel aus der Steckdose und strangulierte damit den Rechner um ihn dann draußen vor dem Gebäude am Fahnenmast zu hissen.
Vom Bürofenster aus beobachtete ich amüsiert einige Passanten wie sie verwundert mit dem Zeigefinger auf den soeben erhängten Rechner deuteten, den Kopf schüttelten oder mit ihren Handy's Fotos davon machten. Murphy war auch da und zupfte "Spiel mir das Lied vom Tod" auf den Fahnenmastseilen.

Telefon #3 klingelte. "EDV." "Pohl hier, warum hängt ein Rechner am Fahnenmast?" "Keine Ahnung, irgend ein Gestörter muss den da rauf gezogen haben." "Aha, denken Sie den kann man noch gebrauchen?" Es fing an zu regnen. "Meinen Sie den Gestörten oder den PC?" "Den PC." "Jetzt nicht mehr." "Warum?" "Es regnet." "Ah, dann sorgen Sie bitte dafür, daß der Rechner schnellst möglichst entfernt wird." "Geht in Ordnung." *klick*
Telefon #2: "EDV." "Rumml, servus, mein PC brennt und ich ... *BUMM!*" Katastrophe. Ich legte auf.

Gegen 16:20 Uhr hingen vier PCs und sieben explodierte Netzwerkkarten am Fahnenmast.

05 November 2006

Drei Telefone

2 Minuten und 37 Sekunden nach meiner glorreichen Ankunft im Praktikumsbetrieb, ich hatte gerade einen BMW 535d mit meinen Peugeot 106 (50PS) auf der Autobahn mit halsbrecherischen 150 Km/h versägt, klingelte auch schon Telefon #1. Keiner der Admins war im Büro also musste ich mich überwinden das erste mal ans Telefon zu gehen.
"EDV?" nahm ich das Gespräch mit zittriger Stimme entgegen. "Kowalski hier, Gute Morge, isch hab hier Problem mit Lotus Notes, geit soo langsamm und isch kann nisch anmelden." Katastrophe! Ein User kann sich nicht anmelden. "Ich komm gleich mal runter." "Dankischeen." *klick*
Unten angelangt sah ich auch schon das Problem auf dem mit Gabelstaplerfett verschmierten Monitor. Drei mal Notes in der Programmleiste. Zweimal Rechtsklick und zweimal Schliessen ließen Kowalski, der für den Wareneingang zuständig ist, verzückt aufjuchzen. "Was war Problem?" fragte er. "Einmal Doppelklicken auf Notes reicht um das Programm zu starten." sagte ich mit einem milden aber bestimmten Unterton der ihn verstehen ließ. "Isch guut dann, Dankischeen." "Bittescheen."

Wieder im Administratorenbüro eingetroffen, es war immer noch kein Admin zu sehen, klingelte auch gleich Telefon #2. "EDV?" "Schmacke hier." "Morgen." "Morgen is Donnerstag." "Stimmt." "Frage." "Ja." "Kann ich mit Notes auch E-Mails schreiben?" Mir stockte der Atem. "Ja, das ist eine der wichtigsten Funktionen von Notes." antwortete ich freundlich. "Und wie mach ich das?" Kann es denn wirklich möglich sein, daß dieser arme User nicht umfassend in Notes eingewiesen worden war? "Sehen Sie in der Tab-Leiste einen Reiter mit dem Namen 'Arbeitsbereich'?"
"Arbeitsbereich, hmm ... nee." Katastophe! "Ich komm gleich mal hoch." "Ok." *klick*
Der arme Schmacke hatte tatsächlich keinen 'Arbeitsbereich', also erklärte ich ihm das Prozedere wie man in den 'Arbeitsbereich' gelangt: "Hier links auf 'Datenbanken' klicken, dann auf 'Arbeitsbereich'." "Und das wars schon?" "Ja, mehr isses nich." "Gut, danke." "Bitte."

Immer noch kein Admin weit und breit. Langsam wurde ich nervös. Telefon #1. "EDV." "Servus, is der Decke da?" "Keine Ahnung, bin erst ne viertel Stunde hier und hab noch keinen gesehen. Weder Herrn Decke noch Herrn Hörnch." "Scheisse." "Seh ich auch so." "Naja, ich versuchs später .." *klick* Keine Chance um nachzufragen ob ich vielleicht helfen könnte, aber gut, endlich mal hinsetzen. Die Knie angewinkelt mit den Händen schon auf den Armlehnen abgestützt klingelte Telefon #3. "EDV." "Pohl, Guten Morgen" Scheisse, einer der GFs "Guten Morgen Herr Pohl." "Ich habe hier ein kleines Problem. Ich habe eine Powerpoint Datei, die ich gerne als PDF haben möchte. Die Datei liegt in \FKE\Pohl\Präsentationen\12062006\1430\ und heisst 'Qualitätssicherung_in_heterogenen_Netzwerken.ppt'. Ich bin sicher Sie kriegen das hin." "Aber ich bin doch nur Praktikant." "Sehen Sie es als Herausforderung." *klick* Katastrophe.
\FKE\Pohl\Präsentationen\12062006\1430\ Qualitätssicherung_in_heterogenen_Netzwerken.ppt - Rechtsklick, Kopieren. C:\Test\ - Rechtsklick, Einfügen. 31 Minuten verbleibend. Soweit so gut. Telefon #3. "EDV." "Pohl nochmal, ich sehe gerade die Datei ist etwas groß, hoffe das macht nichts." "Schon in Ordnung, ich bin schon dran." "Super." *klick*
Super. Fertig kopiert wog diese Datei dann 264MB. Nach der Behandlung mit OpenOffice war das fertige PDF dann nur noch 8MB schwer. Es lebe OpenSource.

Drei Stunden lang klingelte kein Telefon, was sehr verdächtig war, fast schon unheimlich. Murphy kam vorbei und alle drei klingelten gleichzeitig. Kein Admin, nur der Praktikant. Tolle Wurst.

An diesem Tag verlor ich ca. 1,5kg an Gewicht, denn die drei Telefone stehen jeweils 10 Meter voneinander weg. Jetzt weiß ich was "im Dreieck springen" bedeutet. *klick*

04 November 2006

Der erste Tag ...

... im Praktikumsbetrieb. Ich erinnere mich genau. Vom hiesigen
Serveradministrator hatte ich meinen ersten bedeutenden Auftrag
bekommen, nämlich die LED-Anzeige der USV im Serverraum zu
überwachen, weil an diesem Tag ein neuer Server an eben diese
USV angeschlossen worden war und die USV zuvor schon bei 60%
Auslastung war. Während der Serveradministrator in sein Büro
zurück wandelte, wachte ich im Schneidersitz auf dem robusten
Serverraum-Teppichboden und starrte auf die großen LEDs.

Der erste Tag im Praktikum, das erste Mal in einem Serverraum,
das erste Mal daß ich eine USV gesehen habe und dann kommt
auch noch Murphy vorbei. Ich starrte fassungslos auf die soeben
ausgegangene USV, sprang auf und verhedderte mich beinahe in
den wie Schlingpflanzen herumhängenden Patchkabeln.
Unglaublich aber wahr, ich "rannte" ins Serveradministratorenbüro
und stammelte irgendwas von wegen das Teil das ich beobachten
sollte, da wo APC drauf steht, is grad ausgegangen, ich hab nix gemacht. "Mach keinen Scheiß!" zischte der Serveradmin durch die Zähne und war sogleich in den Serverraum gewarpt (Warp 9,3 - mehr war nicht drin, er hats mit der Hüfte). Als ich im Serverraum ankam fand ich den Admin vor, seinen Kopf gegen die Wand hämmernd Zeter und Mordio schreien.
"Katastrophe?" fragte ich sanft. "Schlimmer." hauchte er.

Fünf Server waren aus - für 'ne halbe Stunde.

03 November 2006

Der erste Eintrag ...

... ist immer aus dem Schwarzwald.