Praktikant im Katastrophen-Zentrum

28 Januar 2008

Praktikantenhöhlen

Praktikanten wohnen in Höhlen. Gesetz dem Fall Sie geraten
irgendwie irgendwo in eine Höhle und folgendes begegnet
Ihnen auf dem Weg nach draußen, waren Sie nicht
in einer Praktikantenhöhle.

25 Januar 2008

Finagles' Erbe - Teil Zwei

Nachdem ich die Aufräumarbeiten am Donnerstag Vormittag
beendet hatte, saß ich an meinem PC und schrieb an meiner
zukunftsträchtigen Projekt-Dokumentation weiter, als sich
der Plasmaschein eines Gewitterblitzes in die untere linke
Ecke meines noch offenen rechten Auges verirrte, gefolgt
von einem sonoren Donnergrollen, dessen enormer Schalldruck
die Abdeckhülse des USB-Anschlussschafts meines USB-Sticks
auf meinem Monitor in heftige Schwingungen versetzte, wo-
raufhin diese tänzelnd in der kürzlich geöffneten Bierflasche
blubbernd verschwand. Durch die, wegen einer Hitzewelle
geöffneten, 30 Jahre alten Dachfenster, welche seit ihrem
Einbau nicht gewartet worden waren, erspähte ich in der
Ferne die durch Hintergrundbeleuchtung erhellten Wolken
einer Gewitterfront zunehmend den Abstand zu meiner
globalen Position verrringern. Katastrophe! Aufgrund der
Wichtigkeit des Seins meines IHK-Pamflets erfasste mich ein
Adrenalinstoß und versetzte mich in die Lage binnen zwei
Minuten einen eingemotteten Tintenstrahldrucker aus dem
Keller zu holen, dessen Druckkopf zu reinigen, seinen Treiber
auf meinem PC zu installieren und das betagte Gerät in Betrieb
zu nehmen. Gemäß meiner Triangulation über Dachgeschoß,
anderthalben Stock und Kellergeschoß musste das Gewitter-
zentrum innerhalb von 13 Minuten über meinem Standort sein,
also gab ich meinem PC umgehend das Druckkommando, um
das bisher Geschriebene auf Papier zu bannen - wegen der
Sicherheit. Jedoch war das betagte Gerät eines der Marke
Epson, welche bekanntermaßen eine gewisse Zeit brauchen
um sich zu initialisieren um dann lauthals mit dem Drucken
zu beginnen. Als nur noch sechs Minuten fehlten bis die
Gewitterfront mein Dachgeschoß erreichen sollte begann
Epson mit dem Drucken der halb-finalen Version meiner
Projekt-Dokumentation auf deren letzten Seite nur ein Satz
zu lesen war: „Wer Rechtschreibfehler findet darf sie behalten,
grün anmalen und einem Hasen zum Verzehr überlassen.“
Doch dazu kam Epson nicht mehr, da Murphy im Moment des
Einzugs der letzten Seite die Stromzufuhr mit einem furiosen
Licht- und Tonspektakel in Form von Blitz und Donner kappte.
Das Haus wurde durch den überwältigenden Schein des Blitzes
erhellt und erbebte unter dem Druck des Donnergrollens bis
ins Mark. Ich sah noch im Augenwinkel wie sich vereinzelt
Stücke der Tapete lösten und eine Socke verängstigt hinter
dem Schrank Schutz suchen wollte als die Finsternis das Haus
übermannte. 0,0316 Sekunden später war die Stromzufuhr
wieder hergestellt.

Ich hätte weiterhin meine Projekt-Dokumentation überarbeiten
können, wenn aus dem Netzteil meines PC's kein schwarzer
Rauch aufgestiegen wäre - und so holte ich den Kater namens
Socke aus seinem Versteck und verließ die frisch eingeweihte
Katastrophen-Filiale um mich den nötigen Aufgaben meines
Körpers zu widmen. Eine davon ist Schlafen.

24 Januar 2008

Modernes Mäuse-Märchen

Es war einmal eine Maus, schwarz und mit langem Schwanz
am falschen Ende. Sie hatte silberige Ohren, eine deplatzierte
runde Nase und einen wundervoll rot leuchtenden Bauch.

Eines Tages, als die Maus ihrer Arbeit nachging, kam ein
Mensch durch die hohle Gasse in der die Maus arbeitete.
Der Mensch erblickte die Maus und sprang erschrocken
beiseite, wobei er versehentlich einen in einem Schloß
steckenden Schlüssel mit seinem Beckenknochen abbrach.
Die Maus starrte den Menschen an, denn sie wusste was das
Schloß verschloß. Als der Mensch bemerkte was er ange-
richtert hatte, nämlich daß er den Schlüssel abgebrochen
hatte der das Schloß schloß, suchte er den nächsten Sekun-
denkleberhändler auf. Kurz darauf machte der Mensch sich
mit Sekundenkleber am noch im Schloß steckenden Rest des
Schlüssels welcher das Schloß schloß zu schaffen. Er wollte
das noch steckende Stück Schlüssel mittels Sekundenkleber
mit dem abgebrochenen Stück Schlüssel verbinden, um den
Schaden zu begrenzen. Jedoch wollte der Beutel mit dem
Sekundenkleber sich nicht öffnen lassen, und so ersuchte
der Mensch die Macht der Gewalt welche in seinen Händen
nur darauf gewartet hatte einen Sekundenkleberbeutel
platzen zu lassen. Was dann auch geschah, zum Leidtragen
der armen Maus, die sich ganz urplötzlich in einer Sphäre
von Sekundenkleber wiederfand. Verzweifelt versuchte sie
sich zu befreien, doch der Sekundenkleber drang zwischen
ihre Haare, ihre Pfoten, in ihre Nase, ihr glattes schwarzes
Fell wurde getränkt von Sekundenkleber. Der Sekunden-
kleber bahnte sich seinen Weg bis in ihre silberigen Ohren,
so dass sich diese nicht mehr bewegen konnten. Die Maus
kämpfte und kämpfte, doch vergebens war ihr Tun.
Sie erstarrte.

Der Mensch blickte fassungslos auf die Maus und erblich
aus Scham. Voller Entsetzen über seine Ungeschicktheit
nahm er die Maus sanft in seine Hand und eilte zu einem
Zauberer. Der Zauberer sah das Unheil nahen, als der
Mensch ihm das Geschehene schilderte, nahm die Maus
und verschwand in seinem geheimen Kämmerlein. Nach
kurzer Zeit kehrte er zurück mit einer vollkommen sau-
beren und beweglichen Maus mit langem Schwanz am
falschen Ende, wundervoll rot leuchtendem Bauch und
silberigen Ohren. Auf die Frage des Menschen nach der
schnellen Genesung der verklebten Maus antwortete
der Zauberer nur mit einem Wort: „Zauberei.“

Und die Moral von der kurzen Mäuse-Geschicht:
Jeder ist ersetzbar, auch ein Arbeiter, oder nicht?

Anmerkung des Autors: Geplant war eigentlich ein Requiem, doch das
hätte den Rahmen gesprengt. Es war ja nur ne Maus und kein MdB.